- Zentrum-Peripherie-Modell
- Zẹntrum-Peripherie-Modell,Peripherie-Zẹntrum-Modell, Modell zur Analyse von wirtschaftlichen sowie politischen, sozialen oder kulturellen Beziehungen zwischen Staaten oder zwischen Regionen. In der Wirtschaftstheorie wird von fundamentalen Strukturunterschieden zwischen den Regionen und von der Tatsache ausgegangen, dass die Entwicklung in den Zentren und in den Randgebieten (Peripherie) in jedem Fall ungleichmäßig verläuft und nicht zu einem raumwirtschaftlichen Gleichgewichtszustand führt. Das Zentrum ist der wirtschaftlich aktivere, relativ weit entwickelte Raum, in dem v. a. Industriewaren produziert werden und der als innovativ und fortschrittlich gilt (Städte, Ballungsgebiete). In der Peripherie (ländlicher Raum) herrschen dagegen Landwirtschaft und Rohstoffgewinnung vor. Beide Räume stehen in einem Abhängigkeitsverhältnis, in dem das Zentrum Einfluss (Macht) auf die Peripherie ausüben kann.In der Entwicklungspolitik wird das Zentrum-Peripherie-Modell zur Erfassung globaler, regionaler und innerstaatlicher Abhängigkeitsbeziehungen v. a. von den Dependencia-Theorien verwendet. Grundannahme einer auch als Theorie des peripheren Kapitalismus bezeichneten Richtung der Dependencia-Theorien (R. Prebisch, D. Senghaas) ist die hierarch. Struktur der Weltgesellschaft, die historisch durch die sich ausbreitende kapitalistische Weltwirtschaft mit multinationalen Unternehmen als Hauptakteuren und die internationale Arbeitsteilung entstanden ist. Die hoch entwickelten kapitalistischen Länder bilden danach das Zentrum, die Entwicklungsländer die Peripherie. Die wirtschaftliche Entwicklung ist gekennzeichnet durch wachsenden Wohlstand in den Industrieländern und sich verschärfende Armut und Unterentwicklung in den Entwicklungsländern, v. a. weil das Zentrum die Macht hat, die Kosten der Entwicklung auf die Peripherie zu verlagern (z. B. niedrige Rohstoffpreise) und die Wachstumsmöglichkeiten der Peripherie zu begrenzen. Damit wird unterstellt, dass die Unterentwicklung extern verursacht wurde und die fortdauernde externe Abhängigkeit der wesentliche Faktor für die Situation der Entwicklungsländer und die Verschärfung des Nord-Süd-Konflikts ist. Übertragen auf die innerstaatliche Situation der Entwicklungsländer (Konzepte des regionalen Dualismus und der strukturellen Heterogenität), führt das Zentrum-Peripherie-Modell sowohl zur Erklärung der gegensätzlichen Entwicklung von traditionellen ländlichen Regionen und modernen Stadtregionen (Verstädterung, Landflucht) als auch von hoch entwickelten Stadtzentren und verarmten Stadtperipherien (Slums).
Universal-Lexikon. 2012.